Startchancen-Programm – ein zartes Pflänzchen der Hoffnung

Nationale und internationale Studienergebnisse zeigen:
In Deutschland hängt der Bildungserfolg immer noch von der sozialen Herkunft ab. Ein zu hoher Teil junger Menschen verlässt die Schule ohne die notwendigen Kompetenzen für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben.

Mit dem Startchancen-Programm wollen Bund und Länder den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft entkoppeln und für mehr Chancengerechtigkeit sorgen. Ein besonderer Augenmerk soll dabei auf den Abbau von Defiziten in den Fächern Mathe und Deutsch gelegt werden. 10 Milliarden Euro stellt der Bund dafür insgesamt zur Verfügung, davon gehen 96 Millionen Euro pro Jahr nach Niedersachsen.

Die Auswahl der teilnehmenden Schulen erfolgte ausschließlich auf der Grundlage schulscharfer Sozialdaten durch das Kultusministerium.
Eine Mitsprache seitens Schulträger, schulfachlicher Dezernent*innen oder Gewerkschaften gab es nicht. Folglich wirft die Auswahl nicht nur Fragezeichen, sondern auch Kopfschütteln auf. Parameter wie „Migrationshintergrund“ und „Armut“, in geringerem Ausmaß auch „Anteil von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf“, Anteil der Schüler*innen, die die Schule ohne Abschluss verlassen“ und „Unterrichtsversorgung“ schienen objektiv betrachtet geeignet zu sein, entsprechende Schulen auszuwählen. Wenn allerdings der Armutsfaktor aus den Zahlen der Lehrmittelausleihzahlen berechnet wird, verfälscht sich die Grundlage. Einige Schulen arbeiten nicht oder nur mit wenigen Büchern, ergo wird an diesen Schulen überhaupt nicht bzw. wenig ausgeliehen. Der Realität völlig entfremdet haben solche Schulen keinen erhöhten Wert bei dem Parameter „Armut“ und sind so nicht in das Programm aufgenommen worden. Nachverhandlungen laufen seitens der GEW!

Im Bereich unseres Bezirks haben 130 Schulen den Zuschlag bekommen. 

Darunter fallen 80 GS, 9 HS, 1 HRS, 31 OBS, 1 RS, 3 IGS, 1 KGS und 4 BBS.

Die Unterstützung soll in drei Säulen aufgeteilt werden:

  • Investitionen in eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung (40 %),
  • Chancenbudgets für bedarfsgerechte Lösungen in der Schul- und Unterrichtsentwicklung (30%),
  • Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams (30%).

Natürlich sind die zusätzlichen Mittel zu begrüßen. Doch auf die betroffenen Schulen kommt im nächsten Schuljahr ordentlich Arbeit zu: Konzepte müssen geschrieben und deren Umsetzung mit dem Kollegium gestaltet werden. Hinzu kommen Gespräche mit Schulträgern und anderen kommunalen Einrichtungen, wenn denn das Ziel des Programms erfolgreich umgesetzt werden soll. Vor dem Hintergrund der desolaten Personallage wird dies ein Kraftakt für alle Kolleg*innen werden. Besonders kritisch ist dabei die Tatsache, dass es bis dato keinen Verteilungsschlüssel für die Gelder gibt. Die Schulen wissen also noch nicht, wie viel Geld bei ihnen ankommen wird. Das lässt eine konkrete Planung natürlich nur schwer zu. 

Die GEW wird diesen Prozess kritisch begleiten.