Der DGB-Index „Gute Arbeit“ 2024 zeigt erneut alarmierende Zustände an Deutschlands Schulen. Durch den wachsenden Mangel an Kolleginnen und Kollegen sehen sich Lehrkräfte massiv belastet – und treten ebenfalls kürzer. Ein Teufelskreis.
Lehramt gehört seit Jahren zu Engpass-Berufen
Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, ist von den Ergebnissen wenig überrascht. Seit Jahren gehöre eben auch das Lehramt zu den Engpass-Berufen – dies habe der DGB-Index bestätigt. „Wenn der Personalmangel erst mal beginnt und eine Schmerzgrenze überschritten ist, trifft die Misere die anderen Beschäftigten immer härter“, sagt sie. Dies hätten auch weitere Befragungen gezeigt. Inzwischen würden immer mehr Lehrkräfte freiwillig auf Gehalt verzichten und nur noch Teilzeit arbeiten, um ihren Job möglichst gut zu machen und genug Zeit für die Unterrichtsvorbereitung zu haben. „Sie arbeiten lieber sinnerfüllend, auch wenn sie damit weniger verdienen“, betont Bensinger-Stolze.
„Ich erlebe häufig Lehrkräfte, die sagen: Ich kann nicht mehr.“ (Anja Bensinger-Stolze)
Allerdings würden auch immer mehr Kolleginnen und Kollegen den Dienst quittieren und sich einen anderen erfüllenden Job suchen. Für viele sei die Situation so belastend, dass sie krankheitsbedingt frühzeitig aus dem Dienst ausscheiden und Abschläge bei Pension oder Rente in Kauf nehmen müssen. „Ich erlebe häufig Lehrkräfte, die sagen: Ich kann nicht mehr“, erzählt -Bensinger-Stolze. Daran müsse sich dringend etwas ändern.
Das 15-Punkte-Programm der GEW gegen den Lehrkräftemangel habe leider bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren, so die GEW-Expertin weiter. Zu dessen Forderungen zählen unter anderem das Heben von Arbeitszeit- und Personalreserven, das Bilden multiprofessioneller Teams sowie mehr Unterstützung durch IT, Verwaltung und Mentoren. Entscheidend, so Bensinger-Stolze, sei vor allem eine Unterrichtsversorgung von mehr als 100 Prozent, um Ausfälle im Kollegium etwa durch Krankheit, Elternzeit oder familiäre Belastungen abzufedern.