„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…“

Der Leitartikel eines Verbandsvorsitzenden der Philologen und seiner Stellvertreterin in einer Verbandszeitung lässt erschreckende Töne erklingen.

In diesem Artikel der Verbandszeitschrift des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt 3/2015, beklagen der Vorsitzende und seine Stellvertreterin die Flüchtlingswelle. Da heißt es bereits in den ersten Zeilen: „Eine Immigranteninvasion überschwappt Deutschland…“ Der Begriff Invasion wird eigentlich ausschließlich in militärischen Zusammenhängen angewandt und ist in der Bedeutungsübersicht des Online Dudens definiert als „feindliches Einrücken von militärischen Einheiten in fremdes Gebiet; Einfall“. Auch die angebotenen Synonyme für diesen Begriff gehen da eindeutig ebenfalls in diese Richtung. Bei Menschen, die vor Krieg und Elend flüchten, von einer Invasion zu sprechen, klingt aus einer Philologenfeder zynisch. Das es sich bei vielen Flüchtlingen um junge Männer handelt, liegt eindeutig daran, dass denen die, für uns unvorstellbaren, Strapazen der Flucht am ehesten zugetraut werden.

Vor angeblichen sexuellen Belästigungen durch „… junge kräftige, meist muslimische Männer“ müsse gewarnt werden. In dem Artikel heißt es weiter, „Es ist nur ganz natürlich, dass diese jungen, oft auch ungebildeten Männer auch ein Bedürfnis nach Sexualität haben.“ Über den Bildungsstand von Flüchtlingen und deren sexuellen Bedürfnissen zu schreiben, ist anmaßend und verachtend. Oder schlichtweg widerlich.

Der Kultusminister Sachsen-Anhalts, Stephan Dorgerloh, sagt gegenüber der Presse, der Philologenverband würde „Gerüchte verstärken, Halbwahrheiten verbreiten und unsere Werte als Keule benutzen“. Die Grünen Fraktionschefin Claudia Dalbert meint dazu: „Das ist inhaltlich auf einem unterirdischen Niveau, das bedient Vorurteile und den rechten Rand“.

Die Forderung der Verfasser des Artikels nach Anpassung an „unsere Grundwerte“ ist differenziert zu Betrachten. Aus Sicht der Linken-Landeschefin, Birke Bull, grenzt das jedoch an Hetze.

Die Probleme anderer Länder sind in Europa angekommen. Auch unser Luxus hat einen erheblichen Teil dazu beigetragen. Wenn wir weiter Märkte in armen Regionen zerstören, andere Länder ausbeuten und sogar Waffen liefern, dürfen wir uns nicht wundern. Der Westen hat einen großen Anteil an der Destabilisierung einiger Länder. Unsere gewähnte Insel des Wohlstands wird nun an die globale Normalität von Not, Armut, Hunger, Krieg und Vertreibung angeschlossen. Willkommen in der weltgesellschaftlichen Realität. Eine gemeinsame gesellschaftlich integrative Zukunft muss von uns allen konstruktiv gestaltet und nicht mit populistisch pegidianischen AFD-Phrasen, eingebettet in angstschürendem Militärvokabular, „torpediert“ werden.

Trotz massiver Kritik sieht sich der Vorsitzende des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt Dr. Jürgen Mannke leider als Wahrheitsverkünder.

Wir sollten uns endlich gemeinsam auf den Weg machen, egal welcher Verband, um der schulischen Zukunft willen. Die Türen sind hoch und die Tore weit. Das ist unsere humanitäre Pflicht. Wir sollten uns nicht instrumentalisieren lassen im Orchester der rechten Töne.

Inzwischen ist die Seite zwei, mit dem Artikel aus der pdf Datei der Verbandszeitschrift 3/2015 aus Sachsen-Anhalt, von der offiziellen Seite entfernt worden.