Arslan, du bist über den direkten Quereinstieg nun Lehrer an einer Hauptschule. Was bedeutet „über den direkten Quereinstieg“?
Das bedeutet, dass man volle Unterrichtsverpflichtung hat und 5 Stunden für die Seminare erlassen bekommt. Gleichzeitig haben Quereinsteiger*innen Unterrichtsbe-suche. Am Ende steht aber keine Prüfung wie bei den Referendar*innen, sondern die Schulleitung stellt fest, ob man sich qualifiziert hat. Dafür wird das Gutachten, welches das Studienseminar erstellt, berücksichtigt.
Welches abgeschlossene Hochschulstudium hast du und was unterrichtest du jetzt?
Ich habe ein abgeschlossenes Magisterstudium der Geschichte und Politikwissenschaft. An meiner Schule unterrichte ich Werte und Normen, GSW und Deutsch.
Welche Erfahrungen hast du während der Qualifizierungsmaßnahme und auch im Schulalltag danach gemacht?
Ich habe sehr gute Erfahrungen während der Qualifizierungsmaßnahme gemacht. Das lag sicherlich auch daran, dass ich von allen Seiten ganz viel Unterstützung bekommen habe. Meine Mentorin, meine Schulleiterin und mein Kollegium haben mich während der Qualifizierung immer bestmöglich unterstützt. Und auch meine Seminarleiter standen mir mit vielen Ratschlägen zur Seite. Denn man darf auch nicht vergessen, dass Quereinsteiger*innen ihre Qualifizierung bei voller Unterrichtsverpflichtung absolvieren müssen. Das bedeutet, dass sie für die Seminar- und Unterrichtsvorbereitung weniger Zeit haben als Referendar*innen. Hier müsste eine Lösung gefunden werden. Die könnte beispielsweise darin bestehen, dass Quereinsteiger*innen zu Beginn der Qualifizierung mehr hospitieren.
Ich weiß nicht, wie es anderen Quereinsteiger*innen erging. Aber ich hatte mehr als gute Bedingungen.
Als Klassenlehrer einer Hauptschulklasse wirst du sicherlich mit besonderen pädagogischen und auch erzieherischen
Herausforderungen konfrontiert. Inwieweit wurdest du in der Qualifizierungsmaßnahme darauf vorbereitet?
Nicht nur als Klassenlehrer ist man mit besonderen pädago-gischen und erzieherischen Herausforderungen konfrontiert. Das gilt für alle, die an Schule arbeiten.
In den Fachseminaren waren die besonderen Herausforderungen schon mal Gegenstand einer Sitzung. Das reicht aber bei weitem nicht aus. Die Frage ist aber, ob man generell gut auf herausfordernde Schüler*innen vorbereitet werden kann. Denn in der Theorie klingt alles so einfach. Ich denke, wir sollten uns von den Gedanken befreien, die optimalen Verhaltensweisen in schwierigen Situationen parat zu haben. Es gibt keine Musterlösungen. Vielmehr müssen wir akzeptieren, dass wir auch Fehler machen, dass wir eben nicht immer angemessen reagieren. Entscheidend ist aber, wie wir uns danach reflektieren. Denn das Lehrerdasein bedeutet durchaus auch das Arbeiten an sich selbst. Zudem finde ich das kollegiale Gespräch wichtig. Niemand muss in der Schule Einzelkämpfer sein.
Es gibt sehr unterschiedliche Meinungen über die Möglichkeit, über den direkten Quereinstieg Lehrkraft zu werden. Wie ist deine Meinung dazu?
Quereinsteiger*innen bringen vielfältige berufliche Erfahrungen in die Schulen mit. Das ist eine Chance für die Schulen. Denn die Schüler*innen erfahren gewissermaßen aus erster Hand, wie das Leben außerhalb der Schulen ist. Ich denke, man sollte den direkten Quereinstieg nicht als Konkurrenz zum Lehramtsstudium sehen. Er ersetzt auch kein Lehramtsstudium. Aber wir haben nun einmal die Situation, dass wir nicht genug Lehrer*innen haben. Also muss das Land Niedersachsen die Quereinsteiger*innen bestmöglich qualifizieren. Das geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen.
Die GEW setzt sich für die Belange ALLER in Schule Beschäftigten ein, natürlich auch für alle Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Inwieweit fühlst du dich vertreten?
Es ist erstmal gut zu wissen, dass man in allen Belangen zur GEW gehen kann. Das gibt Sicherheit. Man merkt, dass
man nicht allein ist. Und das ist gut so.
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