Und wieder ein Versuch den Lehrkräftemangel an den Grundschulen zu vertuschen. Der Erlass vom 24.08.2022 aus dem Niedersächsischen Kultusministerium „Mathematik-Mentorinnen und -Mentoren an Grundschulen“ beschreibt schon im Titel den Ersatz für Lehrkräftestunden. Hier heißt es: „…im Rahmen der Stärkung der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen und Sprachförderung“. Sind das nicht die primären Aufgaben von uns Lehrkräften?
So sollen nun „Ehrenamtliche“, ähnlich dem Prinzip der Lesepaten, „Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, die mathematischen Kompetenzen zu verbessern…“.
Hierfür stellt das Land „Mittel für Materialien zur Mathematik-Förderung“ zur Verfügung.
Da fragt man sich: Materialien, wofür? Für das Lesen benötigt man ein Buch aus dem die Schülerinnen und Schüler vorlesen, da dafür im Unterricht häufig die Zeit fehlt. Und in Mathematik? Sollen hier die Schülerinnen und Schüler den Mentor*innen etwas vorrechnen?
Nein, hinter dieser Idee verbirgt sich eine Verschiebung des Förderunterrichts. Weg von zugewiesenen Förderstunden, die von professionell ausgebildeten Lehrkräften erteilt werden, hin zu einer Unterstützung durch, im besten Fall, pensionierten Mathematiklehrer*innen. Und im schlechtesten Fall?
Die Materialien dienen dazu Mathematik zu erklären, also unterrichtliche Aufgaben zu übernehmen.
In diesem Erlass zeigt sich wieder der verzweifelte Versuch, mit allen Mitteln das desaströse Schulsystem zu retten und das wieder einmal auf Kosten der Professionalität und auf dem Rücken unserer Schülerinnen und Schüler. Wir können auf die Berichte und Erfahrungen aus den Schulen gespannt sein.
von Ulrike Kinzl