4-Tage-Woche kann die bessere Alternative sein
„Die kurzfristige Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler lediglich an vier Tagen in der Woche zu beschulen, haben bereits einige Schulen im Bezirk genutzt“, weiß Wencke Hlynsdottir, komm. Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW im Bezirk Weser-Ems, „Warum jetzt also dieser Hype?“
Dass eine Grundschule im Ammerland plötzlich zum bundesweiten Thema wird, hängt vor allem damit zusammen, dass die Themen Bildung und Fachkräftemangel nahezu täglich medial auftreten. Die Gesellschaft ist in Aufruhr.
Im November 2022 veröffentlichte die Humboldt-Universität in ihrem IQB-Gutachten, dass sich die Kompetenzen der Grundschulkinder in Mathematik und Deutsch dramatisch verschlechtert haben.
Im Dezember kündigte die neue Kultusministerin an, dass der Lehrkräftemangel noch mind. 10 Jahre andauern wird.
Im Januar empfehlen sogenannte Expert*innen in einem Gutachten u.a. Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel.
Zum Schuljahreswechsel verkündet die Ministerin einen erneuten Tiefstand der Unterrichtsversorgung.
Jetzt auch noch – Beispiel Grundschule Wiefelstede- weniger Unterrichtszeit, empören sich – zu Recht – die Eltern.
Nur, auf welchem Rücken wird die aktuelle Misere in der Bildungspolitik nun ausgetragen? Es stinkt geradezu nach einer Stellvertreterdiskussion. 4-Tage-Woche abgewendet, Alternativen gefunden, alles wieder gut!?
Mitnichten.
Alle Schulen stehen täglich angesichts der Mangelverwaltung vor der Herausforderung, einen pädagogisch wertvollen und qualitativ hochwertigen Unterricht anzubieten.
Und das ist nur der Anfang: Ganztag, Inklusion, Integration von Geflüchteten, Traumabewältigung, Verlässlichkeit, Zusammenarbeit mit Eltern, außerschulischen Trägern (Jugendamt, Polizei, Sozialamt, Kinderschutzbund, Agentur für Arbeit….) etc.
Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Manchmal ist die Möglichkeit einer konzeptionell durchdachten, sowie befristeten 4-Tage-Woche sinnvoller, als sogenannten Alternativen.
Was verstehen man denn konkret unter dem Zusammenlegen von Klassen?
Bei einer Anzahl von rund 50 Schülerinnen und Schüler kann von Unterricht keine Rede mehr sein. Hier geht es um Aufbewahrung. Betreuungsauftrag first.
Mit sogenannten abgeordneten Lehrkräften und/ oder Vertretungslehrkräften das Fehl zu ersetzen, bereinigt zwar die Zahlen, ist aber Flickschusterei, kann die Arbeit einer Klassenlehrkraft nicht ansatzweise ersetzen.
„Regelrecht empört bin ich über die Auflösung des Schulkindergartens“, so Hlynsdóttir weiter.
„Hier sprechen wir von Kindern, die zwar schulpflichtig, aber aus unterschiedlichen Gründen noch nicht in einem 1. Schuljahr teilnehmen können. Nicht selten sind einige Kinder noch nicht mal in der Lage, ihren Klassenraum zu finden.
An einer solchen Stelle werden Stunden zusammengekratzt zu Lasten der Schwächsten unserer Gesellschaft.
„Warum folgt hier kein Aufschrei? Fehlt etwa die entsprechende Lobby oder Elternschaft?“
Eine 4-Tage Woche kann für einen begrenzten Zeitraum das richtige Konzept sein. Die Lerninhalte sind vorbereitet, ausgebildete LK aus der Stammschule haben Ressourcen, das Fehl auszugleichen. Für arbeitende Eltern wird Betreuung des Kindes angeboten, in der die Lerninhalte auch erarbeitet werden.
Insgesamt bringt diese Möglichkeit weniger Unruhe für alle. Alles natürlich so kurz wie möglich.
„Es wird zeitnah die nächste Schule vor einer besonderen Herausforderung aufgrund von plötzlichem Stundenfehl stehen.
Ich wünsche mir dann von allen Seiten, inkl. Eltern, Medien, Schullandesamt und der Schule ein besonneneres Vorgehen.“ , resümiert Hlynsdóttir.