Unterrichtsversorgung auf einem dramatischen Tiefstand  

97,4% ist die Zahl, die der Kultusminister in der Pressekonferenz zum Beginn des zweiten Schulhalbjahres als durchschnittliche Unterrichtsversorgung an den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen präsentieren musste. Die Unterrichtsversorgung ist so schlecht wie zuletzt 2002. Beim Blick auf die einzelnen Schulformen wird deutlich, dass die Förderschulen mit 90,8% die schlechteste Unterrichtsversorgung haben, dicht gefolgt von den Hauptschulen mit 93%.

Betrachtet man die Besetzung der ausgeschriebenen Stellen zum 01. Februar 2022, wird sofort klar, dass eine Verbesserung nicht in Sicht ist. Im Bereich Weser-Ems waren zum 01. Februar 310 Stellen ausgeschrieben, lediglich 246 Stellen konnten besetzt werden. Während es für die 50 ausgeschriebenen Stellen an den Gymnasien ausreichend Bewerber:innen gegeben hat, konnten von den 110 Stellen an den Ober-, Haupt- und Realschulen nur 67 besetzt werden (Stand 01.02.2022). Hinzukommen noch die regionalen Unterschiede bei der Besetzung der Stellen: Während es in einigen Regionen keine Probleme gibt, ausreichend Bewerber:innen zu finden, sieht es in anderen Bereichen wie z.B. im Emsland oder dem Landkreis Leer wirklich dramatisch aus. 

Um den Unterricht aufrecht zu halten, werden zurzeit auffallend viele Vertretungsstellen ausgeschrieben. Das mag im Einzelfall dazu führen, dass eine Betreuung der Schüler:innen sichergestellt ist, von Kontinuität und Qualität kann aber keine Rede sein.

Die erleichterte Einstellung von Quereinsteiger:innen scheint für den Minister eine geeignete Lösung des Problems zu sein. Während in den letzten Jahren die Hürden für den Quereinstieg immer weiter gelockert wurden, ist die Zahl der Quereinsteigenden kontinuierlich gesunken. 2018 wurden noch 12,8% der Stellen von Personen ohne Lehramtsausbildung besetzt, zum 01.02. waren es dann nur noch 3%. Die Gründe dafür sind sicherlich unterschiedlich. Es scheint sich aber doch herumgesprochen zu haben, dass es eben nicht so einfach ist, als Lehrkraft zu arbeiten. Eine weitere Lockerung, wie es nun vom MK auf den Weg gebracht wurde, wird das Problem der schlechten Unterrichtsversorgung nicht lösen.

Die Unterrichtsversorgung an den berufsbildenden Schulen ist ebenfalls dramatisch. Die letzte Zahl, die auf der Internetseite des MK zu finden ist, weist 92,3% aus (Statistikbroschüre des MK, Schuljahr 2020/2021). Auch in den Berufsschulen wird seit Jahren versucht, Quereinsteiger:innen zu gewinnen, um die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Das Ergebnis spricht für sich.

Vor diesem Hintergrund plant die GEW eine Pflanzaktion im Rahmen der Kampagne „Da fehlt doch wer!?“. Frei nach dem Motto „Wir pflanzen uns unserer Fachkräfte selber“ soll eine Aktion vor den Osterferien stattfinden. Gerade vor der Landtagswahl muss der Politik deutlich der eklatante  Fachkräftemangel vor Augen geführt werden.
Weitere Informationen gehen euch über die Kreisverbände und den Landesverband der GEW zu.