Wer ist die Kollegin mit der Maske?


Die Ausbildungssituation für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst in Corona-Zeiten

Wenn motivierte junge Kolleg*innen in diesen Monaten ihre Arbeit an den Schulen aufnehmen, um ihr Referendariat zu absolvieren, werden sie vor große Herausforderungen gestellt:

Das Wichtigste ist doch zunächst, Kontakt zu Kolleg*innen aufzubauen, sich auszutauschen, Gespräche zu führen, einfach Menschen kennen zu lernen. Gar nicht so einfach mit Maske und in der aktuell ungemütlichen Atmosphäre in Lehrer*innenzimmern. Es gibt keine lockeren privaten Treffen, keine gemeinsamen Veranstaltungen, bei denen man das Kollegium insgesamt erleben könnte. Stattdessen gelten „Kontaktbeschränkungen“!

Die Referendar*innen begegnen angespannten Kolleg*innen, denen die Arbeit bis zum Halse steht, die digitalen und präsenten Unterricht gestalten müssen. Gutes Stichwort: Wie sieht es denn aus mit der digitalen Ausstattung der Referendar*innen? Die Notwendigkeit eines entsprechenden Endgerätes mit Webcam und Mikrofon ist gegeben, mit dem Gehalt der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst lässt sich aber nicht mal eben die erforderliche Hardware anschaffen. 

Eigentlich sollen die neuen Kolleg*innen lernen, wie man (präsent) unterrichtet! Zusätzlich werden sie aber vor die Aufgabe gestellt: Wie plant man überhaupt digitalen Unterricht? Und wie bewertet man eigentlich den Distanzunterricht? Alles zusätzliche Fragen, die geklärt werden müssen, neben dem Alltagsgeschäft des Präsenzunterrichts! Hier können die „alten Hasen“ wenige Erfahrungen weitergeben.

Die Unterrichtsbesuche sind von großen Planungsunsicherheiten begleitet: Kommen alle Schüler*innen? Quarantänen und Szenarienwechsel sind als Unsicherheitsfaktoren bei Lerngruppengrößen hinzugekommen. Was für einen Unterricht plane ich überhaupt? Methoden- und Sozialformwahl sind stark eingeschränkt. Und wie soll da echte pädagogische Arbeit wirken?

Trotzdem wollen die Unterrichtsbesuche absolviert werden. Im Frühjahr sind davon einige weggefallen, weil es an Schüler*innen mangelte. Diese müssen nun nachgeholt werden, Zeitdruck ist die Folge. Es wird viel (zusätzliche) Flexibilität von den Referendar*innen erwartet! Alternativ wurden auch sog. kompetenzorientierte Besuche (sozusagen theoretisch) durchgeführt. Ist sicher eine annehmbare Möglichkeit gewesen, aber es fehlt dabei doch trotzdem das Entscheidende: Die Praxis!

Und wie sieht es aus mit der Zukunft? Sie gibt Anlass zur Sorge für das nächste Jahr, weil z. B. die Zahlen der Ausbildungsplätze unklar sind. Das könnte auch Auswirkungen auf den Stellenbedarf an den Schulen haben?!

Aber: Wer weiß, wozu das alles gut ist? Wachsen kann man daran! Und so viel besser vorbereitet sein auf die vielen Veränderungen!

An alle LiV´s, die das lesen: Bleibt positiv gestimmt, wir brauchen euch!

Text von Janna Englisch, 

Lehrkraft an den BBS Haarentor, Oldenburg