Wie kann die Finanzierung der Hochschulen in Deutschland auf sichere Beine gestellt werden? Das ist die zentrale Frage der 9. GEW-Wissenschaftskonferenz, die am 28. September in Lutherstadt Wittenberg startete.
„Von Pakt zu Pakt?“ lautet das Motto der heute gestarteten 9. GEW-Wissenschaftskonferenz in Lutherstadt Wittenberg, Sachsen-Anhalt. Gemeint sind die vielen Programme zur kurzfristigen Finanzierung der Hochschulen in Deutschland. „Von Hochschulpakt bis Nachwuchspakt – wir wollen uns nicht immer weiter von Pakt zu Pakt hangeln!“ stellte GEW-Vize und Hochschulexperte Andreas Keller zum Auftakt fest. Programme wie die Exzellenzinitiative oder der Qualitätspakt Lehre spülten immer nur kurzfristig Geld ins System, kritisierte Keller. Bund und Länder geizten nicht, die Pakte immer wieder zu verlängern oder neue Pakte zu schaffen, aber sie hätten es, so Keller, bisher nicht geschafft, die Grundfinanzierung zu stärken. „Die Hochschulen geben die Unsicherheit weiter an ihre Beschäftigten – in Form von befristeten Arbeitsverträgen“.
Ins gleiche Horn blies der Direktor des Instituts für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Peer Pasternack. Die Hochschulen seien im Grundsatz nach wie vor unterfinanziert, aber in den meisten Bundesländern besser ausgestattet als zehn Jahre zuvor. „Aber die Finanzierung der Hochschulen hat nicht mit dem Zuwachs der Studierendenzahlen mitgehalten“, mahnte Pasternack. Die projektbezogene Finanzierung nehme nach wie vor deutlich zu, so Pasternack weiter. Auch die Vorsitzende des GEW-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, Eva Gerth, konnte dem nur beipflichten: „Der Hochschulpakt bedeutet nur eine befristete Aufstockung des Etats und unser Finanzminister findet, dass dann auch nur befristet eingestellt werden kann“.
Dagegen will Keller mit der Forderung nach einer besseren Grundfinanzierung der Hochschulen kämpfen. „Das kostet natürlich Geld“, so der GEW-Hochschulexperte. Die GEW habe nachgerechnet, wie hoch der Finanzierungsbedarf in der Bildung tatsächlich ist. Die Expertise von Dr. Roman Jaich zum Investitionsstau in allen Bildungsbereichen wird ebenfalls Thema der Wissenschaftskonferenz sein. Rückenwind bekam Keller von GEW-Chefin Marlis Tepe: „Wir gehen noch einen Schritt weiter“, sagte sie am Mittwoch. Die GEW habe ein Konzept vorgelegt, wie bessere Lern- und Arbeitsbedingungen in allen Bildungsbereichen finanziert werden könnten – auch in der Wissenschaft! „Wir brauchen Verbesserungen in allen Bildungsbereichen – für die Ganztagsschulen, für gute Kitas, für bessere Bedingungen in der Weiterbildung, für planbare Karrierewege in der Wissenschaft – und für all das benötigen wir Geld“. Dafür setze sich die kürzliche gestartete bundesweite GEW-Initiative „Bildung. Weiter denken!“ ein. Es müsse unter anderem die Steuerpolitik verändert werden, so Tepe. Die GEW habe ein eigenes Steuerkonzept entwickelt um zu zeigen, wie die zusätzliche Finanzierung realisiert werden kann, erklärte Tepe weiter.
Die vier-tägige GEW-Wissenschaftskonferenz tagt bereits zum neunten Mal und findet noch bis zum 1. Oktober 2016 statt. Sie ist als Forum wissenschaftspolitischer Debatten fest etabliert: In jedem zweiten Jahr bieten sie Raum für aktuelle Fragen der Hochschul-, Forschungs- und Gewerkschaftspolitik. Auf der vierten Wissenschaftskonferenz 2010 stellte die GEW das Templiner Manifest für eine Reform der Personalstruktur und Berufswegen in Hochschule und Forschung vor. Das Templiner Manifest bestimmt für den „Traumjob Wissenschaft“, die u.a. auf die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes zugunsten der Entfristung von wissenschaftlichem Personal abzielte.
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