Diesmal im Interview: Sina Wiedemeier

Lehramtsanwärterin an der Grundschule Nadorst in Oldenburg

Hallo Sina, du stehst kurz vor dem Ende deines Referendariats an einer Grundschule. Wie empfindest du die Ausbildung in der Schule unter Pandemiebedingungen?

Sina: Ich bin nun im zweiten Drittel der Ausbildung, die Zeit ist bis jetzt nur so dahin geschmolzen. 

Ganz am Anfang hatte ich wirklich Glück, dass ich noch vor ganzen Gruppen unterrichten konnte und die Seminare, die ja zur Ausbildung dazugehören, noch „normal“ im Studienseminar stattfinden konnten. 

Wenn ich an meinen Start ins Referendariat zurückdenke, dann hat es mir total geholfen, dass ich mit den anderen Lehramtsanwärter*innen über Abläufe und Ängste sprechen konnte. Da die Seminare nun seit Monaten nur noch online -eine gute Lösung für die herrschende Situation- stattfinden können, kommen wir untereinander gar nicht mehr so richtig in Kontakt. 

Es ist schade, dass wir durch die Pandemie, genau wie jeder andere auch, vorwiegend darauf achten, dass die Schüler*innen Abstand halten und die Hygieneregeln einhalten sollen. Dabei bleibt leider so vieles auf der Strecke.

Wir stehen nun wieder vor der Situation, dass wir die in der Uni gelernten Methoden nur theoretisch durchsprechen und nicht einsetzen können. Mir fällt die Vorstellung mittlerweile wirklich schwer, wieder vor einer ganzen Klasse zu unterrichten oder geschweige denn Methoden endlich ausprobieren zu können. 

Trotz der Pandemie habe ich die bisherige Zeit meines Referendariats als eine arbeitsintensive aber ganz wertvolle Zeit empfunden.

Du hast Mathematik und Sport studiert. Wie konntest du deinen eigenverantwortlichen Unterricht in einem Fach wie Sport durchführen, das -wenn überhaupt- nur mit hohen Auflagen unterrichtet werden durfte?

Sina: Auch in dieser Hinsicht habe ich großes Glück. An meiner Grundschule durfte ich durchgehend, wenn wir in Präsenz unterrichtet haben, in die Halle und mit den ganzen Klassen und später dann den halben Gruppen Sport treiben. 

Die leider notwendigen Auflagen erschweren die Situation ziemlich stark. Es zu organisieren und durchzusetzen, dass die Schüler*innen durchgehend den Abstand zueinander halten und an die Einhaltung der Regeln denken, nimmt viel Raum der Sportstunde ein. Auch können viele Spielformen gar nicht mehr oder nur mit großen Einschränkungen ausgeführt werden. Die Kinder sehnen sich nach Tickerspielen oder tollen Abschlussspielen wie zum Beispiel „chinesische Mauer“. Bisher gesammelte Erfahrungen zeigen, dass es gut gelingt die Abstände beim Tanzen oder beim Ausführen von Staffeln einzuhalten.  

Wenn wir uns im Sport-Onlineseminar über die vorherrschenden Bedingungen austauschen, hört man immer wieder, die Gemeinde verwehrt den Zugang zur Sporthalle oder wir befinden uns weiterhin in Szenario C.
Dann muss man kreativ werden.

Mit welchen besonderen Herausforderungen siehst du dich nach deinem Referendariat konfrontiert, wenn du eine Stelle antreten kannst?
Sina:
Ich habe zum Glück noch bis zum Februar, bis ich eine neue Stelle antreten muss. Ich hoffe, dass ich noch eine super Zeit an meiner Grundschule haben werde und es mir möglich wird, die theoretisch mehrfach durchdachten Methoden endlich anwenden zu können. Noch hoffe ich darauf, dass bis dahin die Situation anders aussieht.  

Ich bin mir sicher, dass alle, die in dieser schwierigen Situation ausgebildet wurden, eine gute Grundlage haben, gut auch mit anderen schwierigen Situationen klar zu kommen. Das organisatorische Wunder, alle Kinder im Blick zu halten, obwohl einige im Distanzlernen sind, andere jede zweite Woche zu Hause arbeiten und die zweite Woche in der Schule lernen, ist und bleibt eine Herausforderung. Wir haben es gelernt sehr flexibel ständig auf neue Situationen eingehen zu müssen und sind in dieser Hinsicht gut ausgebildet.

Ich hoffe, dass die vorherrschende Situation bald endet!
Bleiben Sie gesund! 

Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Wencke Hlynsdóttir