Die AG Fachpraxis hatte in diesem Jahr zu ihrer Herbsttagung nach Sandkrug eingeladen. Für viele KollegInnen, die aus verschiedenen Bezirken Niedersachsens anreisten, war die Einladung äußerst willkommen in einer Zeit, in der sich vor Ort Fragen und Probleme häufen. Der Blick auf die Arbeitsbedingungen der LfFP an den unterschiedlichen Schulen wirft für uns immer wieder Zweifel daran auf, dass das alles so richtig und unabänderlich ist.
Der überwiegende Einsatz der KollegInnen erfolgt in den BVJ, BEK, Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen und Behindertenwerkstätten. Oft wird der Einsatz ohne Absprache angeordnet und vor allem ohne die Möglichkeit zur entsprechenden Fortbildung. Wenn etliche Fachpraxis-KollegInnen bis zu 30 Wochenstunden in diesen Klassenformen zu erteilen haben, muss auch die Frage nach der Fürsorgeplicht des Arbeitgebers gegenüber den Bediensteten gestellt werden!
Da Fachpraxislehrkräfte aus der Wirtschaft kommen und dort schon manches kennenlernen und meistern mussten, wissen sie mit diesen Schülern umzugehen. In der Regel waren sie im Betrieb schon im Ausbildungsbereich tätig während ihrer eigenen Meisterausbildung. Daraus die Pflicht und die Befähigung abzuleiten, verhaltensauffällige SchülerInnen in großen Gruppen und in oft viel zu kleinen Praxisräumen zu unterrichten, ist Ausbeutung der Arbeitskraft der LfFP.
Die Gruppengröße und diese Art des Unterrichtseinsatzes sind Schwerstarbeit für die Praxislehrkraft. Doch statt sich mit den betroffenen Lehrkräften auszutauschen, sich die Arbeitsbedingungen in der Praxis anzuschauen und das Mögliche, Angebrachte und Notwendige aus der Sicht der FP zu erfahren, wird meist nur „von oben“ angeordnet. In vielen Schulen werden die LfFP mit der Situation alleingelassen.
Bei jeder Veränderung wird darauf hingewiesen, wie wichtig die Beschulung durch die Praxis ist. Dass ein Flüchtling am besten durch praktisches Arbeiten die deutsche Sprache lernt, ist doch sonnenklar… Und schon haben wir ein neues Arbeitsgebiet der LfFP! Aber wo sind die entsprechenden Fortbildungen, an denen auch die FP teilnehmen darf? Wo besteht die Möglichkeit des fachlichen und pädagogischen Austauschs? Wo sind die Anrechnungsstunden für die erhebliche Mehrarbeit in der Vorbereitung des Unterrichts? Ein ähnliches Problem ist die Inklusion, die schon lange im BVJ Einzug gehalten hat. Die SchülerInnen benötigen individuelle Unterstützung. Wie kann die in großen Gruppen gegeben werden? Hier ist personelle sozialpädagogische Unterstützung in der Praxis erforderlich. Und für den LfFP muss es zumindest die Möglichkeit geben sich hierzu weiterzuqualifizieren!
Weiterqualifizierung, damit es der Fachpraxis möglich wird, an den Veränderungen in den Schulen mitzuwachsen, ist ein bedeutendes Thema in der AG Fachpraxislehrkräfte. Dazu haben wir bereits einige Vorschläge erarbeitet. Die Fachtagungen der AG bieten immer wieder gute Möglichkeiten, sich darüber zu informieren und gemeinsam weitere Ideen zu entwickeln.
Ute Scholz
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