Pädagogische Tage Ostfriesland – PTO 2019

In neuem Gewand präsentierten sich am 05. und 06. November die Pädagogische Tage Ostfriesland. Mit spannenden Vorträgen zu aktuellen Themen, Workshops aus der Praxis für die Praxis, unterhaltsamer Musik und angeregten nachhaltigen Diskussionen waren die zwei Tage prall gefüllt.
Günter Beyer (Leiter des Hochschulreferates der GEW) lieferte am Mittwoch zur Eröffnungsveranstaltung einen historischen Abriss zur Geschichte der Pädagogischen Tage. 
Ihm folgten die Grußworte von Rico Mecklenburg, Präsident der Ostfriesischen Landschaft, von Olaf Meinen, dem neuen Landrat des Landkreises Aurich sowie der Leiterin des Europahauses Heike-Maria Pilk.

Im Anschluss daran stellte der GEW Bezirksvorsitzende Stefan Störmer in seinem Vortrag die gewerkschaftspolitische Sicht auf die Frage „Digitalisierung – Fluch oder Segen?“ dar. Seine Antwort lautete: „Kommt darauf an“. Störmer schlug einen Bogen von der Digitalisierung in der Arbeitswelt zur Digitalisierung in der Schule. Diese dürfe nicht zum Selbstzweck werden. Die Einführung eines digitalen Prozesses muss grundsätzlich im Vorfeld differenziert erörtert werden. Im Bildungsbereich gelte das Primat der Pädagogik. Lernen und der Erwerb sozialer Kompetenz sei nur in Beziehungsarbeit zwischen Menschen sinnvoll möglich.
Den Abschluss des Eröffnungsabends bildetet das Duo „Reis Against The Spülmachine“ mit einem bunten Programm aus Musik und Humor.

Der zweite Tag startete mit Vortrag von Dr. phil. M. Burchardt von der Universität Köln. Eindrücklich erläuterte er die kausalen Zusammenhänge zwischen dem sogenannten Digitalpakt, dessen pädagogischen Nähr- bzw. Mehrwert und den wirtschaftlichen Interessen. Nach sei-ner Überzeugung führt „Digital first, – Bedenken second …“ letztendlich zur Entmündigung. Dabei zitierte er Kant: „Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen …, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein“.


Münevver Azizoglu Bazan von der Universität Bremen stellte im folgenden Vortrag das Projekt des demokratischen Konföderalismus in Rojava/Nordsyrien vor. Die unbändig kraftvolle Genese der Frauen-emanzipation in der kurdischen Gesellschaft führte unweigerlich zu dem Projekt der Jineoloji-Fakultät. Dort werde mit Formen basisdemokratischer Selbstorganisation und der Überwindung nationalistischer Ausgrenzung experimentiert. Anhand von Beispielen aus der Mythologie wurde das Thema Jineoloji als eine neue Sozialwissenschaft anschaulich dem Auditorium dargelegt. Dabei gelte es, dieses Wissen zu nutzen, um einen gesellschaftlichen Veränderungs-prozess als Ausbau einer basisdemokratischen, geschlechterbefreiten und ökologischen Gesellschaft von einer nicht-westlichen Perspektive und vom Frauenstandpunkt entwickeln zu können.


Anschließend standen Workshops mit unterschiedlichen Themen aus der Praxis für die Praxis auf dem Programm. Das Resümee der gesamten Veranstaltung lautet: Gelungener Auftakt, tolles Programm und hohes Niveau. 2020 geht es weiter.

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