Thema: Ukrainekrieg

Im Interview: Nicole Becker, Rektorin der 
Grundschule Rüstersiel in Wilhelmshaven

Der Krieg in der Ukraine dauert nun seit ca. vier Monaten an. Die Situation in der Ukraine hat Millionen Menschen – vor allem Frauen und Kinder – in die Flucht getrieben. Sie mussten nicht nur ihren Heimatboden, sondern auch ihren Alltag und ihre Zukunftspläne zurücklassen. Wie kann der Bildungsweg der geflüchteten Kinder und Jugendlichen nun aber aussehen? Konkrete Erfahrungen hat die Grundschule Rüstersiel in Wilhelmshaven, die nicht nur viele Kinder aufgenommen, sondern auch ukrainische Fachkräfte eingestellt hat.

Frau Becker, wie viele geflüchtete Kinder und Jugendliche haben Sie bereits an Ihrer Schule aufgenommen und wie gestaltete sich das Aufnahmeverfahren?

Seit dem 20.04.2022 sind 18 ukrainische Kinder und zwei ukrainische Lehrkräfte an der GTS Rüstersiel aufgenommen worden.

Das Aufnahmeverfahren wurde von zwei pädagogischen Mit-arbeiterinnen begleitet, die russisch sprechen.

 
Welche psychologische Unterstützung bekommen Sie an der Schule?

Es gibt Möglichkeiten, psychologische Unterstützung über das Regionale Landesamt für Schule und Bildung zu beantragen.

Davon haben wir noch keinen Gebrauch machen müssen.

Wie sieht die Unterstützung im Bereich Unterricht aus?

Die 18 Kinder wurden in unsere bestehenden Klassen integriert.

Von 9.00-11.00 Uhr werden sie von den ukrainischen Lehrkräften in einem Klassenraum unterrichtet.

Die Materialien haben die ukrainischen Lehrkräfte und die Lehrkräfte der GTS Rüstersiel gemeinsam zusammengestellt.

Welche Prioritäten setzen Sie im schulischen Alltag? Eher Schonraum oder Integrationsmöglichkeiten schaffen?

Priorität hat erstmal die Integration der Kinder im deutschen Schulalltag, im Besonderen die Integration der Kinder an unserer Ganztagsschule (hierzu gehört das gemeinsame Mittagessen, Arbeitsgemeinschaften, Ausflüge, Klassenfahrten).

Wie kann eine Integration vor dem Hintergrund der Sprach-
barrieren gelingen?

Alle Lehrkräfte haben eine Übersetzungs-App, so dass es kaum Sprachbarrieren gibt.

Unsere Kinder sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, den ukrainischen Kindern zu helfen.

Außerdem haben wir alle wichtigen Schilder in unserer Schule ukrainisch übersetzt.

Wie meistern Sie an Ihrer Schule bei eigener enormer Arbeitsbelastung, angespannter Unterrichtsversorgung und einem pandemiegestressten Kollegium die Herausforderung im Umgang mit ukrainischen Schülerinnen und Schülern?

An unserer Schule hat sich während der Corona Pandemie eine Steuergruppe, bestehend aus zwei Sozialarbeiterinnen, zwei Pädagogischen Mitarbeiterinnen und zwei Lehrkräften zusammengefunden. Diese Steuergruppe hat auch diese Herausforderung geplant und umgesetzt, so dass das Kollegium eine optimale Unterstützung hatte.