Themen- und Fachgruppentag zum Thema „Bildung neu denken“

von Klaus Hallier und Wencke Hlynsdóttir

Das deutsche Erziehungs- und Bildungssystem wird offensichtlich den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen und den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und Anforderungen nicht gerecht. Es muss sich massiv ändern oder es wird krachend scheitern.

Die Welt verändert sich stetig, sie wird globaler – und das in einem rasanten Tempo, die Informationsflut steigt, digitale Medien sind in Kinderzimmern Alltagsgegenstände. Bildung, Erziehung und Wissenschaft müssen auf diese zeitgemäßen Veränderungen reagieren. Dass hier Optimierungsbedarf besteht, wurde auf dem diesjährigen Themen- und Fachgruppentag „Bildung neu denken“ Anfang September deutlich. Rund 100 Kolleginnen und Kollegen beschäftigten sich mit dem vormittäglichen Vortrag von Margret Rasfeld (Mitbegründerin „Schule im Aufbruch“) und Jamila Tressel (Abitu-rientin und Buchautorin „Wie wir Schule machen: Lernen wie es uns gefällt“) und konkretisierten die Thematik am Nachmittag in ihren Fachgruppen.

Margret Rasfeld hielt in ihrem Beitrag ein Plädoyer für ein radikal neues Bildungsmodell. Im aktuellen Bildungssystem würde die volle Entfaltung von Fähigkeiten und Talenten verhindert – und das systematisch. Es herrsche Defizitgeist und Normierung vor, die vollkommen den überholten Anfor-derungen des vergangenen Jahrhunderts entstammten. Sie warb für einen Paradigmenwechsel in der Bildung.

Anschaulich und souverän ergänzte Jamila Tressel Erfahrungen aus ihrer Schulzeit. Welche Bedingungen hemmten ihren Lernerfolg, welche begünstigten ihn? Wann gab es Freude am Lernen?

Eine Schule der Zukunft, die ALLE Potenziale wertschätzt und unterstützt, muss sich verändern.

Die Organisationsformen sind erkennbar an ihre Grenzen gekommen. Gesellschaft und Zielgruppe haben sich verändert:

  • statt obrigkeitlichem Gesellschaftsbild – demokratische Gesellschaftsordnung
  • statt einheitlich religiös-autoritär vorgeprägter Kinder –
    heterogene Eltern- /Schüler*innenschaft

statt enger Klassen- /Schichtzugehörigkeit – Aufwertung und Wertschätzung des Individuums

  • statt hoher Ortsfestigkeit – starke Mobilität
  • statt geringer Informationsmöglichkeiten – allumfassende Informationsfluten

Wie muss Erziehung und Unterricht (um)organisiert werden, um den individuellen und gesellschaftlichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten heute zu entsprechen?

Exemplarisch sind hier einige Fragen aufgeführt, auf die Antworten zu finden sind

  • Gilt das Konzept „Eine Schule für alle“?
  • Kann das Konzept „Schule für alle“ dennoch verschiedene pädagogische Profile haben?
  • Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten (kognitiv, sozial, praktisch) benötigen Kinder und Jugendliche heute?
  • Wie muss Unterricht gestaltet werden, damit sich diese Fähigkeiten entwickeln können?
  • Welchen Stellenwert haben die bisherigen „Fächer“?
  • Welche Rolle spielt die Benotung bei der Kontrolle von Lernerfolg?
  • Wie sind fächerübergreifende oder ganzheitliche/ jahrgangsübergreifende Lehrveranstaltungen zu organi-sieren?

Wenn wir eine „Schule der Zukunft“ wollen, in der wir „Bildung neu denken“ und leben können, müssen wir uns der Beantwortung dieser Fragen stellen. Jede*r kann aber auch bereits jetzt anfangen, denn der notwendige Wandel kann nur von den Kolleginnen und Kollegen vor Ort umgesetzt werden.

Am Mittwoch, dem 06. November, ab 17 Uhr dürfen sich alle Teilnehmer*innen sowie weitere Interessierte eingeladen fühlen, den Elan und Tatendrang auszuleben. Geplant ist eine weitere Vernetzung aller Interessierten sowie die Sammlung und Bereitstellung bereits erprobter Projekte und Ideen.

Anmeldungen bis zum 01.11.2019 unter wencke.hlynsdottir@gewweserems.de Weitere Infos erfolgen nach Anmeldung. 

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