Was macht eigentlich… ?
Interview mit Roland Schörnig –
Erzieher am Niedersächsischen Internatsgymnasium (NIGE), seit 2016 Mitglied im Schulbezirkspersonalrat
KG: Roland, wie bist du Erzieher geworden?
RS: Meine Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher absolvierte ich in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Es war eine sog. duale Ausbildung, d.h. ich betreute dort zusammen mit einem Erzieherteam eine feste Wohngruppe mit Jugendlichen, die das Berufsvorbereitungsjahr absolvierten und besuchte im Blockunterricht eine Akademie, die den schulischen Teil der Ausbildung abdeckte. Am Ende der Ausbildung wurde die Prüfung zum staatlichen Erzieher – Fachrichtung Jugend- und Heimerziehung abgenommen.
KG: Jetzt bist du im Landesdienst als Erzieher am Niedersächsischen Internatsgymnasium in Esens beschäftigt. Was können wir uns darunter vorstellen?
RS: Das Land Niedersachsen unterhält drei Niedersächsische Internatsgymnasien, darunter eines im Bezirk Weser-Ems, in Esens. Das ist das NIGE. Der Unterschied zu anderen Gymnasien ist der, dass zusätzlich zur Schule das Internat zur Einrichtung gehört. Im Internat leben in erster Linie Jugendliche von den ostfriesischen Inseln, die dort keine Möglichkeit haben, ihr Abitur zu absolvieren. Die Internatsleitung ist Lehrkraft der Schule. Die Schulleitung ist gleichzeitig Einrichtungsleitung.
KG: Wie sieht eine Arbeitswoche bei dir aus?
RS: Meine Arbeitszeiten liegen hauptsächlich in den Nachmittags- und Abendstunden. Hinzu kommen regelmäßige Nachtbereitschaften im Internat und 14-tägige Wochenenddienste. Wir arbeiten in einem Team aus Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen. Jede/r Kollege/in ist für eine Wohngruppe hauptverantwortlich und in den Zeiten, in denen nicht alle im Dienst sind, für alle zuständig. Hinzu kommen Lehrkräfte der Schule, die z.B. Förderunterricht anbieten.
Ich bin eigentlich für alles zuständig, was zu Hause bei den Jugendlichen auch anfällt. Von organisatorischen Aufgaben wie z.B. Schlüsselausgabe über das Anhalten zur Sauberkeit der Zimmer und der Gemeinschaftsräume bis hin zu Freizeitangeboten. Natürlich kommen die Jugendlichen auch bei Problemen zu uns. Wir nehmen uns Zeit für sie und versuchen zu helfen.
KG: Welche besonderen beruflichen Anforderungen bietet deine Tätigkeit am NIGE?
RS: In der Woche sind die Internatler*innen in Esens und am Wochenende meistens zu Hause. Manchmal bleiben sie auch am Wochenende bei uns. Hier ist der Kontakt zum Elternhaus besonders wichtig. Wir führen regelmäßige Elterntelefonate. Immerhin vertrauen uns die Eltern ihre Kinder an. Schnell nach Esens zu kommen ist gerade bei tideabhängigen Inseln mehr als schwierig. Gleichzeitig entwickeln sich die Jugendlichen gerade in dieser Altersphase besonders. Wir sind die direkten Ansprechpersonen für unsere Internatler*innen – Vertrauensperson, Elternersatz und Aufsicht in einem.
KG: Welche besonderen Herausforderungen bietet deine Tätigkeit am NIGE in Bezug auf dein Leben außerhalb der Arbeit?
RS: Zum einen sind da die Arbeitszeiten. Im Prinzip arbeite ich dann, wenn andere frei haben. Das ist eine Herausforderung, besonders auch für meine Familie. Auch Aktivitäten z.B. mit Freunden müssen früh und in Abstimmung mit dem Dienstplan geplant werden. Gerade durch die 14-tägigen Wochenenddienste. Elternabende oder Schulveranstaltungen meiner Kinder müssen oft von meiner Frau alleine wahrgenommen werden.
Ich bin jetzt über zwanzig Jahre am Internatsgymnasium tätig und hatte zehn Jahre lang einen Vertrag mit einer Befristung mit Sachgrund. Jedes Jahr im Sommer stand die Frage im Raum: „Wird der Vertrag auch dieses Jahr verlängert?“ Das empfand ich als besonders belastend. Hier haben mir die GEW-Fraktion im SBPR und die Rechtschutzstelle der GEW geholfen. Seit zehn Jahren bin ich nun in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis, das schafft doch einiges an Sicherheit.
KG: Vielen Dank für das Gespräch!
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