… über die Schulter geschaut…

von Karin Hallerbach

… in den Alltag einer Gymnasiallehrerin…

Ein ganz normaler November. 

Neben der Zeit mit Abitur der ereignisreichste Monat, leider meist grau und verregnet. Die zwei Oberstufenklausuren liegen auf dem Tisch. Die Klassenarbeiten der Sek I habe ich später gelegt, damit ich die Korrekturzeiten irgendwie einhalten kann. Heute Nachmittag sind meine beiden Kinder beschäftigt, ich habe mir einen zweistündigen Korrekturkorridor eingerichtet. Ich könnte tatsächlich unter der Woche etwas schaffen. Das Telefon klingelt. Eine Mutter ruft an. In meiner Klasse wird ein Schüler gemobbt. Schade, ich dachte es sei zur Zeit ruhig, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Das werde ich mit meiner Co-Klassenlehrerin morgen in der Pause mal genauer besprechen. Eins meiner Kinder kommt nach unten….Langeweile…Auch dieses Problem wird beseitigt. Mein zweistündiges Zeitfenster ist auf eine gute Stunde geschrumpft… Die Korrektur jetzt noch anzufangen, lohnt sich nicht mehr. Aber meine Elfer schreiben nächste Woche auch noch, also werde ich anfangen, diese Klausur zu konzipieren. So habe ich einen Teil meines Zeitfensters wenigstens sinnvoll verwendet. Die Unterrichtsvorbereitung für den nächsten Tag wird abends ab 20 Uhr erledigt. Die Korrektur wird dann auf das Wochenende verlegt, wie so oft.

Der nächste Tag in der Schule. Wie nicht anders zu erwarten, habe ich eine Vertretungsstunde. Coronaviren und viele andere haben leichtes Spiel. Viele Kinder sind krank und Kolleg*innen ebenso. Mich scheinen die Viren zu umgehen, mein Immunsystem hält. Auch Covid lässt mich kalt. Natürlich muss der Unterrichtsausfall irgendwie aufgefangen werden. Wer nicht krank wird, springt ein. Wer krank wird, versucht die Klassen mit Aufgaben zu versorgen, wenn möglich. Meistens werden die Klassen sinnvoll beschäftigt. Meine Kollegin fange ich in der großen Pause ab, ein kurzes Gespräch über unseren Schüler. Eine Lösung muss her. Anfrage beim Mobbing-Interventions-Team per Mail. 

Es ist Mittwoch und wir bleiben bis 17.30 Uhr in der Schule. Pädagogische Dienstbesprechung. Eine wirklich sinnvolle Veranstaltung, da die Elternsprechtage vor uns liegen, zwei weitere Nachmittage in der Schule, keine Zeit zum Korrigieren. Wir erhalten einen guten Überblick über unsere Schülerinnen und Schüler. Auch nichtbekannte Probleme in Klassen, in denen man nicht Klassenlehrerin ist, werden besprochen. Das hilft sehr, wenn man eine volle Stelle hat und sehr viele Kinder betreut. 

Neben den Problemen und Leistungen der Schülerinnen und Schüler rückt auch die Weihnachtszeit heran. Der Weihnachtsbasar muss vorbereitet werden. Für die Vorbereitung und Besprechung muss leider meine Unterrichtszeit weichen. Ich komme nur langsam voran mit meinem Unterrichtsstoff. Diverse andere organisatorische Themen müssen zudem in meinem Unterricht besprochen werden. Die Zeit sitzt einem immer im Nacken. Jede meiner Klassen muss vor Weihnachten noch eine Klassenarbeit schreiben und viele Schülerinnen und Schüler sind krank. Es ist vorprogrammiert, dass viele nachschreiben müssen. Und neue Klassenarbeiten und Klausuren müssen erstellt werden. 

Endlich ist der Tag des Weihnachtsbasars gekommen. Wir sind einen weiteren Nachmittag in der Schule. Das Event war sehr schön, aber mit Freizeit hat das dann doch wenig zu tun. Elterngespräche werden geführt, zwischen Tür und Angel. Die ein oder andere Note wird noch genannt… Die Oberstufe hat diesmal vor Weihnachten schon Notenschluss. Immer wieder schaue ich bei meiner Klasse vorbei und sehe nach dem Rechten, es läuft. 

Der Krankenstand ist weiterhin hoch. Vor Weihnachten werden nochmal Klassen und Kurse gewechselt. Ich übernehme den Unterricht für eine Kollegin. Dafür muss meine AG weichen. Das bedeutet auch mehr Klausuren, die konzipiert und korrigiert werden müssen.

Ich halte immer noch durch. Trotz meines corona-verseuchten Haushalts prallen die Viren weiterhin an mir ab. Kurz vor Weihnachten lassen auch meine Kräfte nach. Ich nehme vier Klassensätze an Arbeiten mit in die Weihnachtsferien … damit werde ich einige Zeit beschäftigt sein. Nachschreiberinnen und Nachschreiber gibt es natürlich immer noch. Neben den Korrekturen müssen auch die Halbjahresnoten ermittelt werden. 

Die Zeugniskonferenzen stehen vor der Tür.